Gunnar Staack

Computerunterstützte Flaggenkunde

 

Die elektronische Datenverarbeitung ist heute mit dem PC bis in die privaten Haushalte vorgedrungen. Der Computer hat die Schreibmaschine nahezu ersetzt, wen wundert es da noch, wenn auch Vexillologen beginnen ihre Arbeiten mit dem Rechner auszuführen.Es gibt auch schon ein englisches Kürzel dafür: CAV = computer aided vexillology.

Die Einsatzmölichkeiten der CAV lassen sich in drei Bereichen beschreiben:

a) Erstellung von Dokumentationen,

b) zeichnerische Darstellung von Flaggenbildern,

c) Datensammlung und -aufbereitung,

wobei natürlich alle drei Bereiche ineinander greifen, so daß man bezogen auf die dabei verwendeten Computerprogramme von einem vexillologischen Informationssystem sprechen kann.

Im Bereich der Dokumentation läßt sich im wesentlichen alles mit Textverarbeitungsprogrammen bewältigen. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Niederschrift von Stichworten für einen Vortrag bis zur Gestaltung einer illustrierten Zeitschrift. Nahezu alle vexillologischen Informationsschriften werden heute mit dem Computer hergestellt oder vorbereitet, auch diese.

 

Die Flaggenabbildung steht seit jeher im Mittelpunkt vexillologischer Dokumentation. Flaggenkundler haben mit unterschiedlichen Techniken und Materialien ihre Abbildungen gezeichnet und ausgemalt. Die Computergrafik eröffnet neue Möglichkeiten durch die digitale Abspeicherung der Zeichenelemente. Einmal gespeicherte Zeichnungen können jederzeit auf dem Bildschirm wiedergegeben oder mit Hilfe eines Druckers zu Papier gebracht werden, und das auch in beliebigen Abmessungen.

Ein Grund für den späten Einzug moderner Datentechnologie in die Flaggenkunde ist darin zu sehen, daß bis vor kurzem die Verwaltung grafischer Daten in den handels-üblichen Datenbanksystemen nicht möglich war. Erst seitdem diese Systeme es erlauben grafische Elemente und Texte gemeinsam in einer Datei abzuspeichern und in Auswertungsroutinen einzubinden, läßt sich eine Flaggendatenbank aufbauen, die fachlichen Ansprüchen genügen kann. Eine solche Datenbank könnte den Kern eines vexillologischen Informationssystems bilden, das vielseitige und unterschiedliche Bedürfnisse der Flaggenkunde befriedigen würde. Zu diesem System müßten nicht nur Programme der geschilderten Art gehören, sondern auch solche, die den Austausch zwischen unterschiedlichen Systemen und Programmen ermöglichen. Es wird sicherlich keine Standardlösungen und Programmsysteme geben, wie wir sie im Bereich von kommerziellen Unternehmen kennen. Aber internationaler Austausch von Ideen, Programmen und Daten könnte eines Tages doch noch dazu führen, daß spezielle Software für Vexillologen verfügbar ist.

Die seit Oktober 1994 erscheinende FLAG DATA BANK, ein Informationsblatt, das über Computeranwendungen in der Vexillologie berichtet, hat es sich zum Ziel gesetzt, den Austausch von Ideen und Erfahrungen auf diesem Gebiet anzustoßen.

Nach der Züricher Konferenz hat ein intensiver Gedankenaustausch zwischen den Nutzern elektronischer Datenverarbeitung begonnen. Es werden dabei auch zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten diskutiert, wie z.B. ein Pool von Flaggenabbildungen. Ein solcher würde Abbildungen enthalten, die jedem Interessenten zur Verfügung stehen, der seinerseits einen Beitrag, d.h. neue noch nicht vorhandene Abbildungen, liefern kann. Damit könnte viel Doppelarbeit im Bereich komplexer Zeichenarbeit gespart und stattdessen ein umfangreiches enzyklopädisches Werk über Flaggen zusammengetragen werden. In gleicher Richtung zielt die Idee, einen Katalog von Flaggenmustern sowie von Emblemen und Wappenbildern anzulegen. Hier wäre eine fruchtbare Zusammenarbeit mit Heraldikern nicht nur denkbar, sondern auch wünschenswert. Eine systematisch aufgebaute Mustersammlung wäre auch die Voraussetzung für die Entwicklung eines Flaggenerkennungsprogramms, bei der der Benutzer über eine Abfolge von Mustervorlagen schließlich die Flagge finden kann, die er irgendwo gesehen hat, aber nicht identifizieren konnte.

Der große Speicherbedarf grafischer Daten läßt es naheliegend erscheinen, daß CD’s zukünftig auch für die Vexillologie eine Rolle spielen werden. Eine vexillologische Datenbank mit einem Auskunftssystem, das über Modems weltweit anwählbar wäre, ist auch denkbar, wenn auch noch in weiter Ferne.

Was in verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen heute schon Realität ist, in der Vexillologie noch Vision, denn bei ihr kann die Entwicklung nur von einzelnen privaten Initiativen vorangetrieben werden.

 


Zurück zur Hauptseite Zurück zu "Veröffentlichungen" Zurück zum Seitenanfang