Verfasser: Rüdiger F. Dreyhaupt,

Deutsche Nationalflaggen
Vom Mittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg

 

 

Teil IV: Flaggen der Weimarer Republik

 

A) Exkurs: 1. Weltkrieg

 

Die über die Jahrhunderte zum Mythos, nationalen Trauma und letztlich bis heute zum bösartigen Nationalwahn hochstilisierten Ereignisse vom 28. Juni 1389, der Niederlage der Serben gegen die anstürmenden Türken auf dem Amselfeld (Kosovo Polje), die die Vorherrschaft der Osmanen auf dem Balkan begründete, warfen auch 525 Jahre später, am 28. Juni 1914, ihren schweren Schatten auf die Ereignisse.

 

Die sich auf dem Balkan als Durchgangsregion zum Nahen Osten und zum Mittelmeer mehrfach über- schneidenden Interessen der Großmächte und die Schwäche des Osmanischen Reiches als Regional- macht begünstigte die Entwicklung der aus der Franz. Revolution entstandenen Idee des Nationalstaates auch auf dem Balkan, so dass sich das unter türkischer Oberhoheit stehende Fürstentum Serbien 1812 mit einem Aufstand Autonomie erstreiten konnte. Dies hatte natürlich Signalwirkung für die anderen Völker mit der Folge von Unruhen und Krisen, die Preußen, Österreich-Ungarn und Russland 1815 zur Gründung der "Heiligen Allianz" veranlassten mit dem Ziel, Konfliktverhinderung und Interessenausgleich zu betreiben, um einen allgemeinen Landkrieg zu verhindern und keinem Staat eine Vormachtstellung einzuräumen. Hier wirkten die bitteren Erfahrungen aus den Napoleonischen Kriegen nach.

 

Aber schon 1821 zeigte sich im Freiheitskampf der Helenen, dass das Eigeninteresse der Großmächte ihrem Streben nach Ausgleich und Gleichgewicht der Kräfte im Wege stand und die unter dem Panslawismus auflebenden Nationalbewegungen und Eigenstaatlichkeits-bestrebungen gepaart mit den Eigeninteressen der "Drei Schwarzen Adler" (Abb. 81, 81a, 81b), nämlich Preußen, Österreich-Ungarn und Russland, später auch Englands und Frankreichs (Abb. 82-84), sowie des Osmanischen Reichs auf dem Balkan zu einer äußerst explosiven Gemengelage herangewachsen war, die nach zahlreichen Krisen, Aufständen und Kriegen 1878 zum Berliner Kongress führte (Bismarck als "Ehrlicher Makler" um Ausgleich bemüht), der Serbien, Montenegro und Rumänien die Selbständigkeit brachte, Bosnien- Herzegowina aber unter österreichische Verwaltung stellte.

 

Nicht von Dauer führten diverse Zusammenschlüsse der Donaufürstentümer, der Krieg Griechenlands 1897 gegen das Osmanische Reich und der Krieg Russlands, Serbiens, Montenegros, Bulgariens und Griechenlands 1912, dem sog. 1. Balkankrieg, ebenso gegen das Osmanische Reich zur Vertreibung der Türken aus Europa und in dessen Folge, weil man sich - wie üblich - über die Verteilung der Kriegsbeute stritt , 1913 zum 2. Balkankrieg, nun Griechenlands, Serbiens, Rumäniens und der Türkei gegen Bulgarien, dem der hauptsächliche Beuteanteil aus dem 1. Krieg zugefallen war (Abb. 85-89).

 

Der erhebliche Einflusszuwachs, den Russland aus diesen Kriegen und dem Vorstoß Serbiens an die Adria ziehen konnte (Rückeroberung des Kosovo), machten die Einrichtung eines russischen Flottenstützpunktes an der Adria, also im Vorfeld des österreichisch-ungarischen Handelshafens von Triest und Venedig möglich. Russland hatte nie sein Streben nach warmen, also eisfreien Häfen aufgegeben, auch heute noch nicht! Dies konnte nur im Süden gelingen, womit Russland fast automatisch zum Partner Serbiens und dessen Schutzmacht wurde.

 

Österreich-Ungarn drohte zum Verlierer zu werden.

 

Gefördert u.a. durch den intoleranten Nationalismus der "Jungtürken" entstand in Albanien 1878 eine Nationalbewegung, die 1910 in erste Aufstände gegen die Türkenherrschaft mündete und im Balkankrieg 1912 nicht mehr niedergeworfen werden konnte. Am 28.11.1912 rief Ismail Kemal Bey ein unabhängiges Albanien aus. Zum Zeichen der Überwindung der Türkenherrschaft nach über 400 Jahren hisste er der Überlieferung nach eine rote Fahne mit einem schwarzen Doppeladler, die die Fahne des albanischen Nationalhelden Skanderbeg gewesen sein soll. Ob diese allerdings bereits wirklich verwendet wurde steht in Zweifel.

 

Dies nun machte sich Österreich zu Nutze, indem es 1913 für die Gründung eines neutralen Pufferstaat- es Albanien gegen das Vordringen Serbiens - und Russlands - zur Adria eintrat. Allerdings befanden sich die Mächte Österreich-Ungarn, Deutschland und Italien einerseits und der Entente zwischen England, Frankreich und Russland andererseits in einer Pattsituation, was die Aussichten auf Erfolg Österreichs erheblich beeinträchtigte. Das "Europäische Konzert" zum Ausgleich der Interessen zur Verhinderung eines allgemeinen Landkrieges funktionierte nicht mehr.

 

Dennoch gelang es der Londoner Botschafterkonferenz der Großmächte 1913 gegen das russische Hegemonialstreben, Albanien als ein unabhängiges Fürstentum zu bestätigen, allerdings zu dem Preis, dass das albanische Kosovo als "Siegprämie" aus den Balkankriegen an Serbien ging.

 

Diese Grenzentscheidung, die 1/3 aller muslimischen Albaner aus dem neuen Nationalstaat Albanien ausschloss und unverständlicherweise nach dem 1. Weltkrieg bestätigt wurde, führte neben der jegliche Weitsicht vermissen lassenden Arroganz der Großmächte und deren Streben Serbien unbedingt als Ordnungsfaktor im Balkan zu installieren, zu den mörderischen Ereignissen von 1999.

 

Albanien, nun zum Fürstentum erhoben, wählte in der Nationalversammlung vom Februar 1914 den deutschen Prinzen Wilhelm von Wied (Grafschaft Wied), einen Neffen der Königin Carmen Sylvia von Rumänien, zum ersten Fürsten von Albanien. Aus diesem Anlass entwarf der deutsche Kunstprofessor Emil Doepler d.J. fünf Flaggen und Standarten für Albanien: Die National- und die Handelsflagge, sowie drei Fürstenstandarten, und legte diese am 17. Febr. 1914 vor:

 

Abb. 90: Die Nationalflagge, dem alten Muster der Flagge des albanischen Nationalhelden Iskander Bey (Skanderbeg) aus dem 15. Jahrhundert folgend, rot mit goldbewehrtem, schwarzem Doppeladler, in den Fängen je ein goldenes Blitzbündel haltend, die alten albanischen Münzen entstammen. Über dem Adler steht ein weißer, fünfstrahliger Stern.

 

Abb. 91: Die Handelsflagge folgt dem Muster aus osmanischer Zeit, rot-schwarz-rot horizontal gestreift mit einem fünfstrahligen weißen Stern in der Mitte des schwarzen Streifens.

 

Abb. 92: Die Fürstenstandarte, mit dem oben beschriebenen schwarzen Doppeladler im quadratischen roten Feld. Auf der Brust trägt der Adler das Wappen derer von Wied, golden mit einem hersehenden Pfau in natürlichen Farben. Über dem Adler schwebt eine albanische Fürstenkrone.

 

Abb. 93: Die Standarte der Fürstin verkleinert die des Fürsten und umgibt sie mit einem breiten roten Rand, welcher vom Innenfeld durch einen schmalen goldenen Faden getrennt ist.

 

Abb. 94: Die Standarte des Kronprinzen Karl Victor zeigt den fürstlichen Doppeladler in weißem Felde, welches von einem schwarz-rot gestücktem Rande umgeben ist. Über dem Adler schwebt eine Kronprinzenkrone.

 

Obwohl von Albanien ins Land gebeten traf Fürst Wilhelm bei seiner Ankunft am 7. Mai 1914 eine feind- selige Stimmung vor und musste sich mit dem lokalen Herrscher Essad Pascha, einem türkischen General albanischer Herkunft, auseinandersetzen. Dieser führte eine rote Flagge mit einem fünfstrahligen, weißen Stern im unteren fliegenden Ende (Abb. 95). Als am 23. Mai 1914 eine Revolte ausbrach, floh Wilhelm auf ein italienisches Kriegsschiff, welches sofort seine Standarte hisste. Essad Pascha ließ ob dieser Machtdemonstration die weiße Flagge aufziehen. Aber dem Prinzen Wilhelm war keine Zukunft in Albanien bestimmt. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges beschloss er am 5. Sept. 1914 das Land für immer zu verlassen. Es wurde im Krieg vorübergehend von Italien besetzt und erhielt 1921 seine Unabhängigkeit in den Grenzen von 1913/14 bestätigt (s.o.).

 

Bosnien und die Herzegowina, 1878 unter österreichisch-ungarische Verwaltung gekommen, wurde 1908 annektiert, was die Bestrebungen Serbiens, eine Vereinigung aller südslawischer Völker - auch Bosnien-Herzegowinas - zu einem Großserbien unter serbischer Führung natürlich erheblich störte und zu scharfen, von Russland gedeckten Protesten führte. Österreich allerdings, speziell der Thronfolger, plante die 15 Einzelstaaten seines Herrschaftsbereichs unter eine Gesamtregierung zu stellen und Deutsch als offizielle Amtssprache einzuführen. Dieser fundamentale Interessengegensatz, wie auch die labile politische Lage, die Verbitterung in Serbien und die Ausweglosigkeit in Bosnien-Herzegowina weiterzukommen, führten zum Aufbegehren gegen die Verweigerung der politischen Selbstbestimmung und zu einem äußerst aufgeladenen politischen Klima mit terroristischen Aktionen und Mordkomplotten.

 

So bestimmte der k.u.k. Thronfolger Franz Ferdinand von Österreich (Abb. 96) - unwissentlich - seinen Todestag, als er für den 525. Jahrestag der Schlacht auf dem Amselfeld, dem 28. Juni 1914, eine Truppeninspektion in Sarajevo ansetzte (war dies Nachlässigkeit, Ignoranz, Machtarroganz oder gar bewusste Provokation?). Dies war Anlass für mehrere serbische Mordpläne, die nach etlichen Fehlschlägen, wie bekannt, von Gavrilo Princip im Auftrag der "Schwarzen Hand", geleitet von einem Obersten des serbischen Generalstabs, mit einer Pistole ausgeführt wurden. Der Thronfolger und seine Gemahlin waren sofort tot.

 

Nicht aber der Anschlag auf das Leben des Thronfolgers und seiner Frau waren Grund für die folgende kriegerische Auseinandersetzung, wohl aber Anlass, da Österreich dies als einen Angriff auf seine Souveränität, seinen Großmachtstatus und das Ansehen der eigenen Nation auf dem Balkan verstand. So drängte Wien auf Vernichtung der längst unbequem gewordenen Serben, wozu allerdings die Rückendeckung Deutschlands gegen Russland als Schutzmacht Serbiens, notwendig war. Deutschland war aufgrund des Zweibund- Vertrages von 1879 für den Fall eines russischen Angriffs auf Österreich-Ungarn Österreich zur Waffenhilfe verpflichtet.

 

In den Entente-Verträgen von 1904 und 1907 war das Zusammenwirken Englands, Frankreichs und Russlands für einen Angriffsfall geregelt.

 

Der Balkan war, und das machte die Sache brisant, im Kampf der expandierenden europäischen Industrien um Rohstoffquellen und neue Absatzmärkte Durchgangsregion zum Vorderen Orient, welcher durch erste Erdölfunde sowie bedeutende Erschließungsmaßnahmen, wie der durch Deutsche gebauten Bagdad-Bahn, immer größere Bedeutung gewann. Die schon immer vorhandenen Machtrivalitäten der Großmächte wurden damit noch verschärft. Zu dieser Anhäufung von Konfliktmaterial gesellte sich nun noch die explosive Problematik der südslawischen Nationalbewegung Serbiens.

 

Auch in Europa hatte sich inzwischen ein derart komplexes und kompliziertes Macht- und Interessenge- menge aus den vielschichtigen Absichten und Gegenabsichten, Problemen und den daraus dahinschwärenden, fortwährenden Konflikten und Krisen, Bündnissen und Gegenbündnissen, Selbstbehauptungs- und Hegemonialstreben der europäischen Völker und Nationalstaaten, sowie in der Kolonialpolitik an- gehäuft, welches bei der nach wie vor herrschenden Patt-Situation unter den Großmächten als unlösbar erschien und nur der Krieg, der immer noch als legales Mittel der Politik angesehen wurde, als einzige Möglichkeit zur Überwindung der als Lähmung empfundenen Situation angesehen wurde.

 

Deutschland fühlte sich in seiner Entwicklung und Expansion gehemmt, wollte "den Platz an der Sonne" und forderte eine Revision der kolonialen Weltaufteilung. Unter dem Credo "Unsere Zukunft liegt auf dem Meer" forcierte der Kaiser sein 1898 initiiertes Flottenbauprogramm für eine starke Hochseeflotte und reizte damit Großbritannien erheblich, musste es doch das Heranwachsen eines ernsthaften Konkurrenten auf den Weltmeeren und damit auch im eigenen Kolonialreich fürchten. Ein Erfolg der Herausforderung Englands zur See hätte Deutschland, welches seit 1871 die stärkste Militärmacht auf dem Kontinent war, zumindest die Hegemonie in Europa ermöglicht. Der deutsche Anspruch auf Revision der kolonialen Aufteilung und Gleichberechtigung mit dem britischen Weltreich stellte das Gleichgewicht der Mächte infrage und wurde zur entscheidenden Kraft, die in den Weltkrieg führte. Umgekehrt galt die britische Eindämmungspolitik der deutschen Entwicklungsdynamik als Einkreisung durch feindliche Mächte.

 

So drängte der deutsche Generalstab auf Präventivkrieg gegen Russland und Frankreich. In dieser Situation gab man Wien in seinen Händeln mit Serbien freie Hand und hoffte, die Großmächte heraushalten und den absehbaren Krieg lokalisieren zu können.

 

Ein unerfüllbares Ultimatum Wiens vom 23. Juli 1914, womit Serbien zum sofortigen Vorgehen gegen radikale Kräfte unter Beteiligung österreichisch-ungarischer Staatsorgane aufgefordert wurde, welches im Endeffekt die Preisgabe der serbischen Souveränität bedeutet hätte, führte trotz geschickter Reaktion Serbiens, welches keine kriegerische Auseinandersetzung wollte, am 28. Juli 1914 zur Kriegserklärung Österreichs und in dessen Folge am 1. Aug. 1914 zur Kriegserklärung Deutschlands an Russland sowie am 3. Aug. 1914 an Frankreich. Hier aber spielten die gegenseitigen Schutzabkommen eine verhängnisvolle Rolle.

 

Am 2. Aug. 1914 überschritten deutsche Truppen die Grenze nach Luxemburg und am 3.Aug. die nach Belgien. Damit war der europäische Kontinentalbrand entfacht. Der Einmarsch in Belgien provozierte ein unerfüllbares Ultimatum Englands als Schutzmacht Belgiens, womit dieses Deutschland den Krieg erklärte. Die deutsche Vorstellung von einem neutralen England war zerbrochen. Der Krieg konnte nicht mehr lokal begrenzt werden und entwickelte sich zum Weltbrand.

 

In den beteiligten Ländern aber wurde der Eintritt in den Krieg als Befreiung aus der Enge bejubelt und die notwendigen Mittel von den Parlamenten anstandslos bereitgestellt. In Deutschland sprach man verklärt vom "Augusterlebnis" und der Kaiser verpflichtete das Parlament auf den "Burgfrieden" - einem weitgehenden Verzicht der Parlamentarier auf die Ausübung ihrer angestammten parlamentarischen Pflichten zu Gunsten eines weitgehend uneingeschränkten und unkontrollierten Verfügungsspielraums des Militärs. Danach konnte dieses alle kriegsnotwendigen Dinge selbst bestimmen, was noch bittere Folgen haben sollte, auch für den Kaiser.

 

Gemäß dem Schlieffen-Plan von 1905 (!!) sollte erst Frankreich schnell niedergeworfen werden, um dann Russland mit allen Kräften anzugreifen. Der Plan war offenbar nie weiterentwickelt und fortgeschrieben worden! Der deutsche Vormarsch wurde bereits Anfang September 1914 an der Marne gestoppt und entwickelte sich im Grabenkrieg zum bis dahin nicht gekannten gegenseitigen Abschlachten grausamsten Ausmaßes mit über 10 Millionen Toten und Vermissten.

 

Im Osten konnte nach anfänglichen Erfolgen (Tannenberg August und Masurische Seen Sept. 1914) und der Schwächung Russlands durch die Sperrung der Dardanellen für englisch-französischen Nachschub sowie die bolschewistischen Revolutionen von 1915 und 1917, dem Sturz der Monarchie, wie auch dem Terror Lenins und Stalins sowie dem Bürgerkrieg bis zum Zusammenbruch Russlands am 3. März 1918 der Friede von Brest-Litowsk geschlossen (diktiert) werden.

 

Im Südosten wurden zunächst Serbien, Montenegro und Rumänien erobert werden. Später geriet Österreich-Ungarn aber an den Rand des Zusammenbruchs und musste von deutschen Truppen immer wieder gestützt werden.

 

Einzig der U-Bootkrieg zeigte Erfolge, provozierte aber nach der Versenkung der "Lusitania" am 7. Mai 1915 und erneuter Aufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Krieges zur Brechung der Seeblockade, am 6. April 1917 den Kriegseintritt der USA, welcher letztlich kriegsentscheidend war. Verheerende Auswirkungen hatte aber die von Deutschland so nicht erwartete Fern-blockade der Seegewässer durch die Royal Navy in der Nordsee zwischen Norwegen und Schottland sowie im Englischen Kanal durch die Home Fleet für die deutsche Schifffahrt und die Versorgung mit Rohstoffen. Die Reichweite der deutschen Kriegsschiffe war nicht ausreichend, die Home Fleet konnte im Kanal nicht gestellt werden, womit die deutsche Kriegsflotte völlig neutralisiert und des Kaisers "liebstes Kind" zur Untätigkeit in den Häfen verdammt wurde. Bis auf die Skagerrak-Schlacht verliefen die wenigen Gefechte (Helgoland und Doggerbank) unglücklich mit Schiffsverlusten. Deutschland versuchte diese Blockade 1916 mit Handels- U-Booten zu unterlaufen. Das Handels-U-Boot "U-Deutschland" führte eine spezielle Flagge (Abb. 97): Bremen mit einem blauen Bremer Schlüssel im Obereck . )

 

Den frischen Kräften der USA hatten die erschöpften Mittelmächte (Deutschland, Österreich-Ungarn u. d. Osmanische Reich) nichts mehr entgegenzusetzen. Nach der Kapitulation Österreichs und der Türkei schloss auch Deutschland am 11. Nov. 1918 einen Waffenstillstand.

 

Der Krieg in den Kolonien war von eher untergeordneter Bedeutung. Diese wurden alle während des Krieges besetzt:

 

Togo am 27.08.1914 durch England , Abb. 99

Neuguinea und die Pazifikinseln 1914 durch Japan, Abb. 102 u. 100

Kiautschou und Tsingtau am 07.11.1914 durch Japan,

Deutsch-Südwestafrika 1915 von Südafrika, Abb. 101

Kamerun im Januar 1916 von engl.-franz. Truppen Abb. 103 und

Deutsch-Ostafrika am 25. 11. 1918 von England Abb. 98.

 

Die für die Kolonien nach englischem Brauch vorgesehenen Flaggen verloren damit die ihnen zugedachte Bedeutung und kamen nie zum Einsatz (Abb. 98 - 103). Sie waren ebenfalls als schwarz-weiß-rot horizontalgestreifte Trikoloren gestaltet und zeigten ein vereinfachtes Koloniewappen in der Mitte des weißen Streifens, ohne Krone und Schildhaupt. Es ist nicht bekannt, warum die Kolonialwappen nur im weißen Streifen stehen sollten, damit natürlich auch sehr klein erschienen, und nicht, wie in späteren Flaggen in die farbigen Streifen hineinreichten und 3/5 oder 5/9 der Flaggenhöhe erreichten, womit diese zweifelsfrei wesentlich besser erkennbar gewesen wären. Möglicherweise dienten die Flaggen der Kolonie-Gouverneure als Grundmuster.

 

Ebenso verschwanden auch die Hausflaggen der in den Kolonien tätigen deutschen Handelskontore und Gesellschaften, die ebenfalls von Schwarz, Weiß und Rot geprägt waren: Jene

 

der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, (Abb. 104),

der Deutsch-Westafrikanischen Gesellschaft, (Abb. 105),

der Neu-Guinea Compagnie, (Abb. 106) und die

der Dt. Jaluit-Gesellschaft (Abb. 107) - (Marshall-Inselgruppe = Ralik-Inseln).

 

Die Gruppe der Ralik-Inseln wurde seit 1885 von der Jaluit-Gesellschaft (spr. Dschalut), einer 1884 in Berlin gegründeten, deutschen Handelsgesellschaft, genannt nach der Hauptinsel, dem Jaluit-Atoll, verwaltet. Diese führte von 1885 bis 1. April 1896 eine weiße Flagge mit einem in den deutschen Farben gestalteten Erdball im Zentrum - s. Abb. 107.

 

Die Ralik-Inseln selbst - westliche Inselkette der Marshall-Inseln - hissten am 20. Nov. 1878 eine von deutschem Einfluss geprägte Flagge mit fünf horizontalen Streifen, schwarz, weiß, rot, weiß und schwarz (Abb. 108). Diese wurde eingezogen als am 15. Okt. 1885 ein deutsches Protektorat über den Inseln errichtet und am 1. April 1906 zur Kolonie wurde. Die Inseln sind 1914 von Japan besetzt worden.

 

 

Wird fortgesetzt


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